Wenn der Satz stimmt, dass eine gut erzählte Geschichte aus Ohren Augen macht, dann verfolgten an der „2. Lüdischen Lauschnacht der Bürgerstiftung Großenlüder“ nicht nur unzählige Ohren, sondern auch unzählige Augen die akustische wie optische Kunst der drei professionellen Erzählerinnen Heike Münker, Gudrun Rathke und Tanja Mahn-Berta auf dem Hof de Beisac in Eichenau / Großenlüder.
Im Hof der Familie de Beisac in Eichenau wuselte es am Nachmittag nur so von Kindern mit Eltern und Omas. Ca. 150 Kinder waren am Nachmittag gekommen, um sich Geschichten erzählen zu lassen und um Märchensuppe zu essen. Die Profierzählerinnen, die bei vielen Kindern schon bekannt sind, hatten viele märchenhafte Geschichten im Gepäck, und begeisterten mit Zwergen, Elfen, Riesen und Zauberern. Aber auch sagengleiche Geschichten, wie z.B. die Erzählung, wie das Feuer auf die Erde kam, brachte nicht nur die Augen der Kinder zum Leuchten, sondern wärmte schon durch Zuhören die Herzen aller. Und das Feuer brannte ja tatsächlich, darüber der Schwenktopf, in dem die Märchensuppe brodelte. Diese wurde abschließend von den Kindern in ihren mitgebrachten Tassen und Tellerchen gegessen.
Dass Erzählkunst etwas anderes ist als Vorlesekunst, darauf hatte Silvia Hillenbrand, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Großenlüder, in ihrer Begrüßung hingewiesen: „Einer Erzählerin zuzugucken ist wie im Theater sitzen. Erzählerinnen spielen mit ganzem Körpereinsatz und vermögen Emotionen in ihren Gesichtern widerzuspiegeln; das ist das Faszinierende am Erzählen.“
Zur „Abendvorstellung“ konnte Jürgen Bien, der Vorsitzende der Bürgerstiftung viele Erwachsenen begrüßen, die sich die Freude am Erzählen von Geschichten bewahrt haben.
Er verwies auf das vielfältige Engagement, welches die Bürgerstiftung seit Beginn ihres Bestehens im Bereich Bildung aktiv betrieb: „Dass Lesen eine wichtige Kernkompetenz ist, weiß jeder. Die Bürgerstiftung hat diesen Bereich ausgedehnt auf das Erzählen und nicht nur Erzähl-Angebote gemacht, sondern auch Weiterbildung für Erzieher/innen und Lehrer/innen finanziert. Die Wiederauflage der Lauschnacht ergibt sich aus der großen Resonanz der großen und kleinen Zuhörer. Wer immer einen solchen Abend erlebt hat, kommt bestimmt wieder.“
Und so genossen die Gäste in einer angenehmen Atmosphäre aus Feuer und Lichter ein Geschichten-Feuerwerk für die Ohren, aber auch die leckeren Snacks und Getränke, die die Familie de Beisac mit ihren vielen Helfern und Helferinnen anboten.
Die Erzählerinnen nahmen die Zuhörer mit in das wirkliche Leben, das selber Geschichten über Glück und Unglück, über Irrungen und Wirrungen schreibt.
Und so wurde es ein Abend, an dem es in den Geschichten nur so „menschelte“, an dem die Liebe eine große Rolle spielte, aber auch der Ernst des Lebens seinen Platz hatte.
Die Gäste dankten mit anhaltendem Applaus und wurden dann noch mit einer Inszenierung zwischen Heike Münker und Tanja Mahn-Bertha belohnt, die erstmalig eine Geschichte im Ping-Pong-Spiel quasi als Premiere und Zugabe erzählten.