Gudrun Rathke, die mittlerweile in Großenlüder gut bekannte Märchenerzählerin, braucht für das Orgel-Märchen Kinder, Kochtöpfe, Federballschläger, eine Orgel und den Organisten Bernhardt Brand-Hofmeister.
Die Orgel ist in der Pfarrkirche vorhanden, die Kinder sind mit Eltern und Großeltern der Einladung der Bürgerstiftung gefolgt, und die Märchenerzählerin hat alles andere mitgebracht, um das von ihr geschriebene Märchen „Ein Königsschloss für die Musik“ zu erzählen.
Schnell werden einige der Kinder zu Zofen und Köche, die während des Erzählens auf Kochtöpfe schlagen oder die Federballschläger zupfen. Eine kleine Königin darf die Triangel spielen und Jona Münker, ein Bimbacher Junge, steht neben dem Organisten und spielt mit seiner Posaune den König.
Das Märchen mit der eigenwilligen & verwöhnten Prinzessin
Und los geht das Märchen mit der eigenwilligen und verwöhnten Prinzessin, die zum Unverständnis ihrer Eltern zwar ständig „ich will“ sagt, aber nicht wirklich weiß, was sie will. Da kann nur noch der Narr helfen: „Sie will Musik“. Er geht mit der Prinzessin auf die Suche nach Tönen in die Natur. Und zur großen Überraschung und Freude kommen in der Pfarrkirche in Großenlüder alle Töne und Geräusche von der Orgel: das Rauschen des Baches, das Toben des Wasserfalles, der Ruf des Kuckucks, das Fallen der Regentropfen, der Gesang der Meise und des Zaunkönigs, ja selbst der „himmlische Krach“ von Blitz und Donner tobt in der Kirche. Organist Brand-Hofmeister entlockt all diese Töne der Orgel und die Kinder lauschen hingebungsvoll.
Das Zusammenspiel zwischen Erzählen, Körperbewegung und Musik beherrschen die beiden Protagonisten perfekt, was z. B. gerade bei der quietschenden Tür der imaginären Bäckerei zu Lachern auf Seiten der Zuhörer führt. Aber es geht im Märchen auch rührend und sentimental zu. So fragt die immer glücklich und zufriedener werdende Prinzessin mit Blick in den Himmel: „Haben die Lichter dort oben auch Lieder?“
Zum Ende und nachdem alle Zuhörer von der Tütenmusik Gebrauch machen konnten (es lagen Tüten zum reinblasen aus) entdeckt die Prinzessin dramaturgisch gut abgestimmt die Musik und der Narr packt all die Geräusche, die der Prinzessin so viel Spaß gemacht haben, in eine Orgel.
Orgel als Werbebotschaft
Brand-Hofmeister nennt es Lautmalerei und sieht in einer solchen Erzähl-Veranstaltung eine Werbebotschaft für die Orgel: „Jedes Instrument hat eine eigene Seele. Die Orgel kann mit ihrer Seele erstaunliche Effekte machen“.
Währenddessen erreicht die Märchenerzählerin Gudrun Rathke stimmlich, mimisch und theatralisch ihre kleinen und großen Zuhörer, die sich immerhin eine knappe Stunde von der Prinzessin, dem Narr, der Orgelmusik und sämtlichen Effekten dieses wunderschönen Märchens verzaubern lassen.
Einen Höhepunkt erlebten die Kinder zum Schluss, denn sie durften alle einmal ihre Finger auf die Orgeltasten legen und hören, welche Töne sie selber produzieren.
Heike Münker, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Großenlüder, bedankte sich am Ende sehr herzlich bei den Künstlern wie auch den Zuhörern. Von diesen landeten zum Schluss 177 € im Körbchen als Spende für die Bürgerstiftung.