7. Lüdische Lauschnacht

Bereits zum 7. Mal lud die Bürgerstiftung Großenlüder Kinder und Erwachsene zur beliebten Lauschnacht für Kinder und Erwachsene am 30.08.2024 auf den Hof der Familie de Beisac in Eichenau ein. Bei bestem Sommerwetter konnten die großen und kleinen Gäste in der zum Kulturraum verwandelten und mit gemütlich Polsterstühlen bestens ausgestatteten Maschinenhalle Erzählkunst vom Feinsten genießen.  

Um 15 Uhr begann das Nachmittagsprogramm für Kinder und ihre Eltern. Trotz der großen Altersspanne von vier bis zehn Jahren gelang es Heike Münker, Tanja Mahn-Bertha aus der Pfalz und Gudrun Rathke aus Kassel bestens die Zuhörer:innen mehr als eine Stunde lang mit den Geschichten zu bannen. Sie fieberten mit, als die Farben mit ihrer Eitelkeit zu streiten begannen und dann alles grau wurde, freuten sich über den Wichtel, der im Inneren der Berge lebt und einem Mädchen als Dank für ein Stück Brot, eine Zauberpfanne schenkt, die sich von selbst füllt, und sie zitterten mit den Kindern, die ein Gewitter hoch oben in den Bergen überstehen müssen. Zwischendurch ließen sie sich gerne mit Apfelstücken verwöhnen. Gudrun Rathke schnippelte sie während des Erzählens, einfach weil auch ihre Großmutter, von der sie viele Geschichten hörte, immer Äpfel schnitt. Mit der Geschichte „Das letzte Hemd des Kapitäns“ verblüffte Heike Münker die Kinder und ihre Eltern. Und schon war der Nachmittag vorbei und die Kinder konnten nach dem bunten Ohrenschmaus mit Getränken ihren Durst löschen, nicht ohne danach noch die beliebte Geschichte der gewitzten alten Frau einzufordern, die sich mit ihrem Wanderstock „ricki,ticki,tok“ auf den Weg zu ihrer Tochter macht und die unterwegs lauernden Gefahren bestens meistert. Danach war überall auf dem Hof „ricki, ticki, tok, ich geh spazieren mit meinem Stock“ zu hören.   

Trotz zahlreicher anderer kultureller Veranstaltungen in und um Fulda waren am Abend um 20 Uhr alle Plätze belegt.

Heike Münker begrüßte im Namen der Bürgerstiftung Großenlüder und bedankte sich bei Familie de Beisac für die tolle Organisation und die wunderbare Versorgung mit feinen Häppchen und Getränken. Ein zusätzliches großes Dankeschön ging an den Kultursommer Main-Kinzig-Fulda, gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, unterstützt von der Sparkassen Kulturstiftung Hessen Thüringen, die die beiden Veranstaltungen finanziell gefördert haben. Der Kultursommer Main-Kinzig-Fulda, ist seit einigen Jahren Partner der Lauschnacht und es freut die Bürgerstiftung sehr, dass durch diese Zusammenarbeit Kultur im ländlichen Raum ermöglicht wird.

Und dann begann ein Erzählkunstabend vom Feinsten. Die Zahl „sieben“ zog sich als roter Faden spielerisch durchs Programm und das hatte es in sich. Bestens aufeinander abgestimmt wechselten lustigen mit ernsten und tiefgehenden Geschichten ab, so dass die Gäste zwei Stunden die Zeit vergaßen.  

Tanja Mahn-Bertha eröffnete mit der witzigen Geschichte über Fee Wilma, die es leid war, „Gute Fee“ zu sein, deswegen zum Arbeitsamt geht und die offen Stelle als „verzauberte Prinzessin“ annimmt. Zur großen Erheiterung wurde sie in ein Schwein verwandelt und natürlich kommt ein Prinz und küsst sich durch den Schweinestall, aber Wilma fühlt sich sauwohl und duckt sich weg. Eine herrliche Geschichte, die auf dem ehemaligen Schweinhof perfekt passte. Im bäuerlichen Milieu ging es weiter mit einem Schwank aus Österreich, der Heimat von Gudrun Rathke. Dass sie die Geschichte unterbrach und in drei Teilen erzählte, verblüffte die Gäste und ließ sie zwischendurch überlegen, wie es jetzt wohl weitergeht. Wobei sie dazu kaum Zeit hatten, denn schon mit den ersten Sätzen hatte Heike Münker sie mitgenommen in eine Erzählung aus der jüdischen Tradition voll wohltunendem Gottvertrauen und der daraus entspringenden Lebensgelassenheit. Tanja Mahn-Bertha brillierte im Anschluss mit einer Geschichte aus Norwegen. Die Tiefe dieser Geschichte über das Gebundensein und die Verbundenheit in der eigenen Tradition berührte spürbar und erzeugte intensivste Zuhöratmosphäre. In der folgenden Pause suchten viele das Gespräch.  Bestens versorgt mit Cocktails und Pfälzer Wein, den Tanja Mahn-Bertha mitgebracht hatte und den liebevollen Häppchen der de Beisacs ging es heiter weiter. Was alles geschehen kann, wenn drei Feen Freude am Ulk haben und einen Kuhfladen in eine Prinzessin verwandeln erzählte Heike Münker und eröffnete damit den Reigen des humorvollen zweiten Teils. Die Lachmuskeln hatten sich gerade entspannt, als Gudrun Rathke die Fäden ihrer Geschichte wieder aufnahm. Ein Missverständnis jagt das nächste und sorgt für humorigste Verwechslungen, die in der ruhigen Art der Erzählerin für beste Unterhaltung sorgen. Und dann setzt Tanja Mahn-Bertha mit ihrer Geschichte von dem eifersüchtigen Ehemann noch eines drauf. Nach so viel Heiterkeit und Lachen entführt Gudrun Rathke in die romantisch-verträumte Geschichte aus Lettland und von der großen Liebe am Sternehimmel, wo bis heute der Brautschleier einer himmlischen Tochter als Milchstraße zu sehen ist.

Mit der kurzen Geschichte von Herrn Balaban, der aus der Türkei eben erst in Deutschland angekommen ist und die hiesigen Gepflogenheiten aufs Korn nimmt, schließt Heike Münker diesen Erzählkunstabend vom Feinsten. Lang anhaltender Applaus belohnt die drei Erzählerinnen. Rund ums Lagerfeuer klingt der Abend aus, viele Gäste suchen das Gespräch, bedanken sich für die gelungene Mischung aus Tiefe und Humor und freuen sich auf die 8. Lauschnacht am 30. August 2025.

Die Bürgerstiftung Großenlüder bedankt sich bei allen, die dazu beigetragen haben, dass der Abend so erfolgreich war und freut sich auf die 8. Lüdische Lauschnacht, die Ende August 2025 stattfinden soll.

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